die UN-Nachhaltigkeitsziele bei Mikro Landwirtschaft

Der händische Anbau von eigenem Gemüse auf einem Acker, körperlicher Betätigung beim Graben, Gießen und Arbeiten mit Handwerkzeugen an der frischen Luft trägt zur Gesundheit bei. Zudem fördert der Verzehr vom eigenen Gemüse, das ohne den Einsatz von Chemie angebaut und liebevoll gepflegt wurde, das Wohlergehen. Durch die kurzen Transportwege und die frische Ernte können qualitativ hochwertige Sorten angebaut werden, die ohne großen Verlust an Vitaminen und Mikronährstoffen direkt verzehrt werden können. Die Arbeit mit der Natur ist darüber hinaus ein Ausgleich für Körper und Seele und daher ein Gewinn an Lebensqualität


Unterstützt durch die von Mikro Landwirtschaft bereitgestellten Anleitungen und Empfehlungen sowie die freie Entscheidungsbefugnis für den Anbau von Gemüse auf dem eigenen Feldstück, werden die Mikro Landwirte in die Lage versetzt sich einen den eigenen Bedürfnissen angepassten Anbauplan zu erstellen. Die aktive Auseinandersetzung mit den Zusammenhängen zwischen den Gemüsepflanzen untereinander und Blumen in Mischkultur ermöglicht ein Verständnis vom Gemüseanbau in Mischkultur und der Fruchtfolgen. Zudem schult es das Erkennen der Pflanzen, der Wildkräuter sowie der Schädlinge und Nützlinge. Dazu kommt das Kennenlernen von Zusammenhängen der Kreisläufe, wie das Zusammenspiel von Tieren und Boden oder das Erproben der Regulation von Schädlingen durch die Ansiedlung von Nützlingen. Durch den eigenen Anbau auf dem Acker, inklusive Umgraben, Säen und Jäten können sich einerseits Erwachsene fit halten und andererseits Kinder in groben und feinmotorischen Fähigkeiten schulen. Die Verwendung der oft in großen Mengen geernteten Gemüse bringt die Mikro Landwirte in die Situation neue Gerichte und Möglichkeiten der Haltbarmachung kennenzulernen. Der Vergleich der eigenen Ernte zu industrieller Produktion und der Unterschied zu verarbeiteten Gerichten bringt die Mikro Landwirte dazu, ihre Ernährung insgesamt und die eigene Gesundheit zu hinterfragen. Die Mikro Landwirte können auf dem Acker in der Praxis voneinander lernen und zudem ihre gärtnerischen Kompetenzen über die Online Plattform anhand multimedialer Tools oder analog über ein Praxishandbuch erweitern. Zusätzlich können sich die Mikro Landwirte über unsere Mikro Landwirtschaft Akademie bei zentralen, Acker übergreifenden Workshops weiterbilden und sich auch gegenseitig kleinere Workshops anbieten.
Mikro Landwirtschaft trägt außerdem durch aktive Social Media Kommunikation zu Themen wie beispielsweise Artenschutz und ökologischer Gemüseanbau zur Umweltbildung bei.


Durch Mikro Landwirtschaft wird die Lieferkette eliminiert, die Verbraucher werden zusätzlich zu Produzenten. Somit wird nicht nur der Transport eingespart, sondern auch schlechte Arbeitsbedingungen in der Lieferkette ausgeschlossen. Durch die Produktion von eigenen Lebensmitteln wie Gemüse wird der Einsatz von Verpackung und Plastik deutlich reduziert. Mikro Landwirtschaft macht die Kühlkette, Transportinfrastruktur, Lagergebäude und eine Ladeninfrastruktur inklusive Energie- und Ressourcenverbrauch weitgehend überflüssig. Die Lebensmittelverschwendung durch standardisierte Produkte, lange Lieferzeiten, Transportschäden und unverkaufte Produkte wird maßgeblich reduziert. Durch die eigene Arbeit und Mühe die der Anbau gekostet hat, werden die Lebensmittel höher wertgeschätzt, so wird auch die Lebensmittelverschwendung beim Verbraucher deutlich weniger, denn auch krumme Karotten aus eigenem Anbau schmecken gut. Um überschüssige Ernte mit den anderen Mikro Landwirten zu teilen, gibt es  ein Verschenkeregal.


Durch Mikro Landwirtschaft Gemeinschaftsäcker und Gemeinschaftsgärten wird die globale Lebensmittelproduktion wieder lokal, anstelle von vielen hundert LKW Kilometern mit ihren negativen Auswirkungen wird die Ernte in der Regel nur mit dem Fahrrad transportiert. Der Anbau in Mischkultur mit vielen Blumen begrünt die Stadt und erhöht den Naherholungswert für die Anwohner. Für die Mikro Landwirte bietet die Arbeit ein attraktives Freizeitangebot, das teilweise ökologisch schädlichere Angebote ersetzt. Die Gemeinschaftsäcker bilden einen Treffpunkt im Stadtteil, die einen Austausch in der Nachbarschaft über den Gemüseanbau hinaus unterstützen und den Stadtteil beleben.


Mikro Landwirtschaft orientiert sich an Permakultur und versucht möglichst mit Kreislaufwirtschaft zu arbeiten. Humus, der wichtige CO² Speicher im Boden, wird durch den Einsatz von Kompost, den Einsatz von dauerhafter Bodenbedeckung und einer Förderung des Bodenlebens aufgebaut. Mikro Landwirte stellt für den Gemüseanbau ausschließlich manuelle Gartengeräte zur Verfügung, so wird Erdöl eingespart. Auch durch den Verzicht von Pflanzenschutzmitteln und synthetischen Düngemitteln werden klimaschädliche fossile Brennstoffe eingespart und die schlechte Energiebilanz in der Lebensmittelproduktion verbessert. Zusätzlich fördert der Verzicht auf diese Mittel das Bodenleben und damit den Humusaufbau. Mikro Landwirtschaft nutzt Biomasse als Dünger und baut sie auf den Gemeinschaftsäckern auch großflächig selbst an.
Mikro Landwirtschaft nutzt keine Gewächshäuser oder Folientunnel, damit wird der Ressourceneinsatz für Glas oder Plastik und auch für Beheizung eingespart. Gegossen wird wassersparend mit der Gießkanne und durch Bodenbedeckung wird zudem die Verdunstung reduziert.


Die Artenvielfalt von Insekten schützt Mikro Landwirtschaft auf den Ackerflächen durch ein vielfältiges Angebot an Gemüsepflanzen, Blumen und Kräutern. Auf großen Teilen der Gemeinschaftsäcker wachsen standortangepassten Blühmischungen, die teilweise auch über Blühpatenschaften ermöglicht werden. Sie bieten einen großen Teil des Jahres Nahrung und Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleintiere. Mikro Landwirtschaft bietet über seinen Kooperationspartner Gartengemüsekiosk samenfestes bio Saatgut unter anderem von Bingenheimer Saatgut an und viele Mikro Landwirte vermehren Saatgut auf dem Acker. Teilweise werden auch alte und seltene Sorten angebaut und so zu ihrem  Erhalt beigetragen.
Durch den Verzicht auf Insektenvernichtungsmittel schützt Mikro Landwirtschaft die Insekten über der Erde, der Verzicht auf salzige Düngemittel verhindert eine Versalzung der Böden, die mit einer Zerstörung des Bodenlebens einhergeht. Auch Herbizide kommen nicht zum Einsatz, so bleibt die Artenvielfalt auch bei den Beikräutern erhalten.


Mikro Landwirtschaft arbeitet mit ganz unterschiedlichen Institutionen zusammen, um seine Ziele und somit die UN Ziele für Nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Mikro Landwirtschaft bindet ihre Stakeholder ein, um möglichst viele Kompetenzen zu integrieren und die verschiedenen Perspektiven der Interessengruppen in den Aufbauprozess einfließen zu lassen. So sind auch die Vereinsmitglieder in den verschiedensten Bereichen angesiedelt. Die Möglichkeit zur Mitarbeit ist zudem offen, sodass auch Kompetenzen über Mikro Landwirtschaft hinaus aus einem offenen Netzwerk mit eingebunden werden können. Durch die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten soll die Bildungsarbeit vorangebracht werden. So arbeitet Mikro Landwirtschaft bereits mit einer Schule zusammen, es sollen weitere Schulen, Kindergärten und Kindertageseinrichtungen dazu kommen. Auch Firmen soll die Möglichkeit gegeben werden sich mit Blühpatenschaften für den Artenschutz einzusetzen oder ihren Mitarbeitern mit einem Gemeinschaftsgarten ein Angebot zum Arbeitsausgleich zu schaffen.
In der Lieferkette bestehen bereits Partnerschaften in der Region, u.a. mit Landwirten für die Verpachtung von Ackerflächen, die Bereitstellung der Ressourcen wie Wasserversorgung, Kompost, Mist und Stroh, und einer Zimmerei für die Bereitstellung der Werkzeughütten. Außerdem besteht bereits eine Kooperation mit einem Saatgutlieferanten und Anleitungsvideo Produzenten.
Mikro Landwirtschaft sieht sich als ein Open Source Business-Modell, weshalb eine Vervielfältigung des Konzepts erwünscht ist.